Heimkehrer?
Autor: Text: Alexander Trimmel, Photos: Wolfgang M. Buchta, Alexander Trimmel

Online-Auktion für Fahrzeuge, Technik und klassische Fahrzeuge des Auktionshauses Dorotheum am 22. Oktober 2025
Der famosen internationalen Reputation des österreichischen Auktionshauses Dorotheum ist es zu verdanken, dass zwei von insgesamt 62 gebauten Denzel-Sportwagen am 22. Oktober 2025 in Österreich zur Versteigerung kommen. Werden die in Portugal beheimateten Alpen-Renner den Weg zurück in ihr Entstehungsland finden?
Denzel-Stroinigg Wolfgang Denzel und Hubert Stroinigg kannten einander bestens aus der gemeinsamen Schulzeit in Graz. Während der Zwischenkriegszeit standen sie sich oft als Konkurrenten bei Motorrad-Wertungsfahrten gegenüber. 1939 wagten die Beiden erstmals den Schritt in den Automobilrennsport. Gingen mit einem BMW 328 bei der schwersten Rallye ihrer Zeit, der französischen Alpenfahrt, an den Start. Denzel, nach seinen zahlreichen Motorraderfolgen mit der Bayrischen 1938 zum BMW-Vertreter von Kärnten geadelt, gewann auf Anhieb. Vierzehn Tage später schwang sich der 31-Jährige wieder auf den Zweirad-Sattel. Errang den Gesamtsieg für Solo-Motorräder bei der Deutschen Alpenfahrt, die von München nach Wien führte. Wo er in der Gumpendorferstraße 19 einen Zweigbetrieb führte.
Zäsur Während des folgenden Zweiten Weltkriegs war Stroinigg als Ingenieur bei Bugatti in Molsheim tätig, Denzel mit der Leitung eines Renault-Instandsetzungsbetriebs in Paris betraut.
Nach dessen Ende verlagerte Denzel seinen beruflichen Schwerpunkt in die in Schutt und Asche liegende österreichische Bundeshauptstadt Wien. In provisorischen Holzbaracken in der Gumpendorferstraße wurden zerschossene und herrenlose Autowracks, Beiwagenmaschinen und Zweiräder wieder zu Fahrobjekten verwandelt. Die von Not geprägte Zeit verlangte vor allem nach Last- und Lieferwagen. Denzel jedoch baute 1948 seinen ersten Sportwagen.
Denzel-Sportler Die ersten sechs von Hubert Stroinigg konstruierten Fahrzeuge basierten auf einem VW Kübelwagen-Chassis. Ausgestattet mit von 25 auf 32 PS leistungsgesteigertem Motor und türloser Holz-Kunststoff-Karosserie von Wekavia aus Bregenz. Letztere wurde ab 1950 durch eine selbst im Hause in Einzelfertigung hergestellte Stahlblechhaut ersetzt. Noch im selben Jahr entwickelte Stroinigg einen leichten, aber steifen Kastenrahmen mit 30 Zentimeter kürzerem Radstand, auf dem alle weiteren bis 1960 gebauten Denzel-Sportwagen aufbauten. Ab Ende 1952 wurde der Karosseriebau zu Keibl in Wien ausgelagert. Die letzten 37 gebauten Denzels trugen ein leichtes Voll-Alu-Kleid. Dem Motor rückte Stroinigg dermaßen zu Leibe, dass außer dem Konstruktionsprinzip schlussendlich kaum mehr eine Käfer-Verwandtschaft erkennbar war. Mit selbst entwickelter Kurbel- und Nockenwelle, eigenen Zylinderköpfen, Zylinder, Kolben und Pleuel. 1955 leistete der 1300er bis zu 65 PS, der 1500er gar 85 Pferdestärken. Für Verzögerung sorgten modifizierte, hydraulische Fiat-Bremsen. Die 4,5x15-Felgen fertigte Borrani für Denzel. Mit Alu-Bett und Stahl-Radschüssel. Denzel-Sportwagen erwiesen sich aufgrund des hervorragenden Leistungsgewichts und ausgewogener Gewichtsverteilung im Motorsport als sehr erfolgreich. Im Eigenfabrikat unterwegs, konnten Denzel/Stroinigg ihren Gesamtsieg bei der französischen Alpenfahrt 1954 wiederholen. Wodurch das internationale Interesse am hochqualitativen und formschönen Renner aus Wien deutlich anstieg. Neun Stück wurden in die Vereinigten Staaten von Amerika, acht nach Frankreich, zwei in die Schweiz und ein Chassis eventuell nach Italien exportiert. Erstaunlich aber, dass neun Stück ihren Weg nach Portugal fanden. Zwei von diesen erwarten am 22. Oktober im Zuge der Online-Auktion einen neuen Besitzer:
DK25
Der erste, 1953 von D. Antonia Heredia nach Portugal importierte Denzel-Wagen trug die Fahrgestellnummer DK20. Im Oktober desselben Jahres belegte Heredia damit den 23. Gesamtrang bei der Lissabon-Rallye. Das gute Abschneiden der bislang auf der iberischen Halbinsel völlig unbekannten Marke, erweckte bei vielen Motorsportlern Kaufinteresse. Heredia fungierte ab sofort als portugiesischer Denzel-Importeur. Nach DK23 ging DK25 als dritter Denzel in die damalige Noch-Kolonialmacht. Mit Stahlkarosserie und -türen, Alu-Hauben vorne und hinten. Erstbesitzer war Jose Pimenta, der das Auto rennsportlich einsetzte. Im Sommer 2022 wurde unter der Regie des damaligen Besitzers, Fernando Martins, eine vollständige Restaurierung des Fahrzeugs eingeleitet. Diese jedoch abgebrochen, nachdem die Karosserie- und Rahmenarbeiten professionell fertiggestellt waren. Obwohl Motor und Getriebe fehlen, sollte sich das Teile-Puzzle, dank der Vielzahl an Originalteilen, wie Sitz- und Verdeckgestell, Fahrwerks-, Brems- und Lenkungsteilen sowie Pedalbock, Rädern und Radkappen in angemessener Zeit und mit vertretbarem Aufwand zu einem vollständigen Fahrzeug zusammenfügen lassen.
DK28
Während sich der mögliche zukünftige Besitzer von DK25 seine Wunschfarbe noch frei wählen kann, erstrahlt DK28 in einem außergewöhnlich schönen grünen Pastellton. Unter der Glanzschicht verborgen, ein sehr frühes Voll-Aluminiumkleid. DK28 wurde im Mai 1954 in Portugal zugelassen. Erstbesitzer war Joaquim F. Nogueira, der stets hervorragende Klassenplatzierungen bei Rennen und Rallyes in Portugal herausfuhr. Sehr geschmackvoll abgestimmt zur Außenfarbe, der Innenraum im dunkleren Grünton. In dem bei Bedarf drei Personen nebeneinander Platz nehmen können. Während der Fahrer über einen Einzelsitz verfügt, bietet das Beifahrergestühl zwei Kuschlern eine Mitfahrgelegenheit. Hinter den verchromten Sitzgestellen befindet sich ein Stauraum für Gepäck und Verdeck. Welches beim DK28 vorhanden ist, jedoch aufgearbeitet werden muss. Der 45 PS starke 1300er-Motor atmet über zwei Doppelvergaser. Beschleunigt den 90 Zentimeter flachen und 650 Kilo leichten Roadster bis auf 150 km/h Höchstgeschwindigkeit. Bei derart rasanter Fahrt sorgen die zweiteilige Front- sowie Seitenscheiben für ausreichend Windschutz. Fensterkurbeln sucht man jedoch aus Gewichtsgründen vergeblich. Der Alu-Tank unter der Fronthaube fasst 65 Liter. Reichlich Volumen für 900 Kilometer Fahrstrecke. Außer man hat es besonders eilig.
Fazit Während Porsche mit einer Vielzahl an hochdekorierten Ingenieuren und Finanzspritze von Piero Dusio ein Sportwagenprojekt vorerst als Nebenprodukt ins Leben rufen konnte, war es Stroiniggs Genialität und Denzels Durchsetzungskraft zu verdanken, dass gleichzeitig in Wien, auf gleicher Grundlage, ein ernst zu nehmender Motorsport-Konkurrent entstand. Ein österreichischer Nachkriegs-Sportwagen, der nur sehr selten zum Verkauf angeboten wird.