Motorsport-Nostalgie pur
Autor: Text: Christian Sandler Photos: Buchmayr, Elsnig, Horvath, Mitmasser, Noger, Tomschi
Das 7. Bergrennrevival in Bad Mühllacken
Bereits zum siebten Mal verwandelte sich der beschauliche Ort im Mühlviertel am 2. August in ein Mekka für Motorsport-Enthusiasten. Die Motorsport IG Bad Mühllacken lud zum legendären Bergrennrevival ein – einer Veranstaltung, die sich längst über die Region hinaus einen Namen gemacht hat.




Auf jener traditionsreichen Strecke nach Lacken, wo einst Größen wie Niki Lauda und Jo Gartner ihre ersten motorsportlichen Bewerbe fuhren, wurde erneut Geschichte lebendig. Die besondere Atmosphäre begann bereits bei der Ankunft: Die ortsansässigen Landwirte räumten ihre Höfe, um Platz für ein Fahrerlager der Extraklasse zu schaffen, somit wurde das Dorf zur Boxengasse. Mehr als 180 Fahrzeuge, von Motorrädern über Beiwagen, Tourenwagen, Rallye-Boliden bis hin zu Formelwagen fanden sich ein. Dass ein ganzer Ort derart geschlossen hinter einem Motorsport-Event steht, ist heutzutage fast einzigartig. Gefahren wird in Bad Mühllacken traditionsgemäß nach StVO und ohne Zeitnehmung. Hier steht nicht das Ringen um Bestzeiten im Vordergrund, sondern das Gesamtpaket der Veranstaltung – für Piloten wie für Zuschauer. Der Fahrzeugmix spannte einen atemberaubenden Bogen: von 1936 bis 2025 – eine rollende Zeitreise.




So brachten Berg-Europameister Daniel Kronschläger ebenso wie Nachwuchstalent Luis Rammerstorfer ihre aktuellen Rennmotorräder an den Start. Altbekannte Namen wie Karl Zach, Karl Fuchsberger oder Michi Mitterer, die bereits in den 1970er-Jahren hier am Berg kämpften, sorgten für zusätzliche Gänsehautmomente.




Technische Leckerbissen gab es zuhauf: Karl Holzinger fuhr den legendären VW Twinjet, ein Prototyp von „Masta“ Kurt Bergmann, während Horst Felbermayr mit jenem Porsche Carrera RSR anreiste, den schon sein Vater einst in Mühllacken pilotierte.




Ein Blick in die Startliste liest sich wie ein Querschnitt durch die Motorsportgeschichte: Jaguar D-Type, Ferrari F40, Lola T333 CanAm, Schnitzer Coupé, McLaren M6 GT, NSU TT, Riley, BMW M1 Procar im Warhol-Design, Opels „Schwarze Witwe“, Mercedes AMG – und sogar ein Formel-3-Bolide von James Hunt sowie den Wolf WR1 von Jody Scheckter aus dem Jahr 1977 gab es zu bestaunen. Besonders emotional – gleich drei Fahrzeuge des 1986 verstorbenen Wieners Jo Gartner, der hier 1976 sein erstes Autorennen fuhr, waren zu sehen. Mit dabei seine Geschwister Fritz und Helga sowie seine damalige Freundin Doris.




Auch die Rallye-Fraktion war prominent vertreten. Rudi Stohl war mit seinem Lada 2105 VFTS bereits zum zweiten Mal am Start.
Schauspieler Rudi Roubinek, bekennender Oldtimer-Fan, sorgte im von Franz Steinbacher zur Verfügung gestellten Abarth SE F2000 für strahlende Gesichter entlang der Strecke.




Das Revival entwickelte sich erneut zu einem Motorsportfest der Extraklasse, das unzählige Fans ins Mühlviertel lockte. War bis zum späten Nachmittag noch perfektes Motorsportwetter, so setzte kurz vor dem zweiten Durchgang Starkregen ein, der jedoch für manche Teilnehmer eine willkommene Herausforderung war. Das Wichtigste: Alle Fahrzeuge kamen unversehrt ins Ziel. Als traditionelles Andenken erhielt jeder Teilnehmer einen „gebrauchten“ und somit nachhaltigen Motorsport-Pokal. Die örtliche Feuerwehr-Jugend versorgte Fahrer, Helfer und Zuschauer kulinarisch. Sollten die Rahmenbedingungen passen, gibt es 2027 das nächste Revival. Bis dahin bleibt die Erinnerung an einen Tag, an dem ein ganzes Dorf eindrucksvoll bewiesen hat, wie viel Leidenschaft und Herzblut in historischem Motorsport stecken.




