Bilanz der Saison
Autor: Roland Heckl
Von der 21. Ausgabe der internationalen Oldtimermesse „Classic Expo“ in Salzburg berichtet Roland Heckl
Wenn Messemacher Hermann Schwarz ruft, pilgern die Massen zum alljährlichen inoffiziellen Saisonschluss der österreichischen Oldtimerszene im Oktober in die Mozartstadt. Das Interesse an historischen Fahrzeugen ist ungebrochen und so feierte man mit über 24.000 Besuchern in diesem Jahr sogar einen neuen Rekord. Auffällig war, dass diesmal nicht nur bayerische und österreichische Dialekte zu hören waren, sondern auch unsere osteuropäischen Nachbarn aus Tschechien, Polen, Ungarn und der Slowakei auf den Geschmack gekommen sind und sich mit Kind und Kegel durch die Messehallen drängten.


Über 350 Aussteller, wie Händler, Clubs, Oldtimerveranstalter und Museen, sowie Sonderschauen, unter anderem zu den Themen „75 Jah-re VW-Bulli“ und zum 150. Geburtstag von „Ferdinand Porsche“, präsentiert vom fahr(T)raum-Museum aus Mattsee, ließen die Herzen des Publikums auf 45.000 m2 in acht Hallen höher schlagen. Dazu kamen noch der umfangreiche Teilemarkt, der private Oldtimerverkauf und natürlich als Highlight die beliebte Versteigerung, die mit über 170 angebotenen Fahrzeugen, darunter auch das letzte Auto des Stardirigenten Herbert von Karajan, ebenfalls einen neuen Rekord aufstellte. Deshalb wurden vom bewährten Team rund um Wolfgang Humer und Reinhard Granner erstmalig sogar zwei Hallen genützt.


Der Reiz daran war, dass die meisten Fahrzeuge ohne Mindestpreis angeboten wurden, wobei die Auktion mit der Hälfte des unteren Schätzwertes gestartet wurde. Das roch förmlich nach „Schnäppchen“ und so registrierten sich über 400 potenzielle Bieter. Am Ende wurden viele Fahrzeuge knapp unter dem unteren Schätzwert verkauft, wobei für den Käufer noch 15% Gebühr aufgeschlagen wurden.


So auch Karajans Lancia Delta Integrale aus dem Jahr 1988, der ohne Papiere und mit Vorschaden angeboten und auf einen Wert zwischen EUR 90.000 und 140.000 geschätzt wurde, aber schließlich um „nur“ EUR 75.900 plus Gebühr einen neuen Besitzer fand.


Deutlich über ihre Schätzwerte gingen mehrere Mercedes-Benz unterschiedlicher Jahrgänge.
Den höchsten Preis erzielte erwartungsgemäß ein ziemlich neues Auto: ein 2018er Ford GT zweiter Generation aus der „67 Heritage Edition“ mit EUR 918.000, wobei in diesem Fall zum Zuschlagpreis noch ein Käuferaufgeld von 12,5% und 20% Mehrwertsteuer hinzukamen.


Lediglich zehn Fahrzeuge konnten nicht verkauft werden, was wohl an der etwas zu hohen preislichen Erwartungshaltung der Besitzer lag. Es scheint, dass der enorme Wertzuwachs der letzten Jahre vorbei ist und die Preise derzeit insgesamt eher wieder leicht fallen. Dazu kommt, dass viele Sammler nicht mehr am Leben sind und die Nachfahren ihr Erbe lieber zu Geld machen, als sich selbst mit dem Altblech zu beschäftigen. So entsteht zurzeit ein Überangebot am Markt, das vor allem im mittleren und unteren Marktsegment zu tendenziell sinkenden Preisen führt. Das wiederum lockt neue Käuferschichten an, die bisher nicht über das nötige Kleingeld verfügten, sich aber jetzt ihren Traum vom rollenden Kulturgut erfüllen können.



