Wenn Träume verwehen…..
Autor: Jürgen Splet

Rückblende…. Ende 1973, mein NSU-Prinz 3 hatte mich verlassen – bzw ich ihn – und ein „neuer“ Wagen mußte her.
Ich kannte das Autohaus Janko auf der Laxenburger Straße – und dort stand ein optisch schöner Triumph Herald Bj 1964 zu kaufen. Ich hatte schon immer einen Hang zur Gotik – und diese Heckflosse – diese Frontscheinwerfer… Liebe auf den ersten Blick! Ich konnte auch leidlich darin sitzen – bequem ist für meine Beine ohnehin beinahe kein Wagen – und so kam es zum Kauf. Ich glaube 10000.- ÖS waren es, ging sich knapp aus, ich war ja damals noch Schüler mit Nebenverdienst.
Ich fuhr ihn gerne, könnte einige Anekdoten zum Besten geben – aber letztlich war dann Ende 74 Schluß – nötige Reparaturen und das Salär eines Wehrmannes paßten nicht zusammen und auf der Straße rumstehen lassen geht im 5. Bezirk nicht auf Dauer – also ging er seinen letzten Weg zum Schlachter nach Simmering. Ob der das Differential reparierte und ihn verkaufte – keine Ahnung…..
Jedenfalls zählt das Kapitel Triumph Herald seither zu den unerledigten Dingen auf meiner Life-todo-Liste!
Ab in die Gegenwart: In meiner Eigenschaft als Obmann des KARO-Club Österreich bekomme ich auch manche Clubzeitung befreundeter Vereine – so auch die des OFN – und natürlich klappt man zuerst den Announcenteil auf – ist ja nicht so, als ob man nicht ohnehin genügend rumstehen hätte…
Und was sehe ich da? Ein weißes Triumph-Herald Cabrio! Meine anglophile Ader pochte kräftig – ein weiterer Blick bestätigte meine Vermutung – den Wagen kenne ich! Seit Mitte der 80er! Das war so die Zeit, als wir begannen, bei verschiedenen Ausfahrten dabei zu sein und unser Weg führte uns oft mit einem Mutter – Sohn - Gespann zusammen – er ohne Führerschein wegen eines Augenleidens, aber sehr rühriger Mopedsammler, sie die Besitzerin besagten Heralds. In diesem Bereich hatten wir auch unsere gemeinsamen Interessen – und der Herald war mir immer lieb und Recht. Möchte nicht wissen, wie viele Bilder von dem auftauchen, wenn ich endlich meine Dias digitalisiere, sind ja nur ein paar Tausend…
Bei mir ist es ja so, dass ich gerne nicht nur Fahrzeuge kaufe, sondern auch Geschichten – und das hätte mir so gut gefallen – der Wagen, der mir seit Jahrzehnten bekannt ist, kommt in unsere Garage und beschließt das Kapitel Triumph Herald auf unnachahmliche Weise!
Es dauerte einige Zeit, bis der Besitzer und wir einen guten gemeinsamen Termin fanden, um die Besichtigung vorzunehmen – wir hatten uns auch in den letzten Jahren aus den Augen verloren und so wollten wir uns etwas Zeit nehmen. Der Standort war im Waldviertel, nicht sehr weit von Retz entfernt, und als wir eintrafen, stand der Wagen schon in der Einfahrt bereit. Aber zuerst kam das menschliche – hat man sich lange nicht gesehen, gibt es was zu erzählen. Wolfgang ließ zwar anklingen, dass er nicht sicher sei, ob der Wagen für mich passen würde, aber so einen Einwand wischte ich rasch vom Tisch – ich weiß, worin ich schon überall saß und es mir niemand zutraute.
Nach einiger Zeit war es dann aber doch soweit – sowohl meine liebe Frau als auch ich wollten den Wagen in Augenschein nehmen. Ich öffnete also die Wagentür – innen alles schön wie erwartet – und nahm Platz. Klingt hier einfacher, als es war – das Einfädeln meines Geläufs war aufwendiger als gedacht – und dann die Suche nach der Sitzverstellung.. OHA! DER IST SCHON GANZ HINTEN!
Fassungslos saß ich also mit eingeklemmten Knien in diesem Wagen und verstand die Welt nicht mehr – ich war doch so einen erst vor 50 Jahren gefahren! Wie gibt´s denn sowas?
Die Erklärung war einfach: Das echte Herald-Cabrio (nicht so wie die vielen Möchtegern-Cabrios, bei denen das Limousinendach abgeschraubt wurde) hat en schönes Verdeck, welches weit um´s Eck geht – und für dieses Verdeck gibt es einen ebenso aufwändigen Verdeckkasten, der unmittelbar hinter der Türöffnung beginnt. Und deshalb läßt sich der Sitz im Cabrio weit weniger nach hinten verschieben als in der Limousine, welche ich besaß und fuhr.
Ich gestehe, ich saß dort – wußte, dass es mir absolut unmöglich sein würde, diesen Wagen zu fahren – und hatte feuchte Augen. Die schönen Ausfahrten, die ich in Gedanken schon mit meiner Hedi hatte – die Bilder zerstoben zu Nebelschleiern.
Sie hat es dann auch probiert – ja, sie hätte fahren können, auch wenn es für sie ungewohnt eng war – wir sind da von den NSUs verwöhnt, auch vom Sportprinz – aber es hätte wirklich nur sie fahren gekonnt – und mich permanent als Beifahrer zu haben – das war ein Grund, den Wagen nicht zu kaufen (Ich kann es ihr nicht einmal verübeln, ich kenne mich…)
Ich ging zwar noch ein paar Runden um den Wagen, aber letztlich wußte ich, dass ich mich davon verabschieden mußte. Die bereits in meinem Kopf vorhandenen Traumbilder von Fahrten im offenenen Herald durch die Lande würden weiterhin solche bleiben müssen und irgendwann im Dunkel der Phantasie zerfasern….
Wir genossen noch ein ausgezeichnetes Mittagessen im Lokal vor Ort, ehe wir etwas wehmütig den Heimweg antraten. Und wie das so ist, wenn man das Eine nicht kauft, kauft man das Andere – bei der Heimfahrt fielen wir in Retz noch in ein Schuhgeschäft ein und Hedi erstand zwei Paar Stiefel. So ist es im Leben - irgendwas ist immer….
Der schöne kleine Triumph ist also noch zu haben – für Damen das ultimative Fahrzeug, so sie nicht zu groß gewachsen sind – so war es ja auch schon im bisherigen Leben dieses Heralds!
Für mich allerdings ist das Kapitel noch nicht gänzlich abgeschlossen – es soll da im Westen NÖ´s noch einen Herald Kombi in schönem Zustand geben – und bei dem lassen sich die Sitze auch viel weiter nach hinten verschieben - - - Ich werde wohl meine alten Unterlagen durchforsten müssen, schätze ich!